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Geschichte des

Schillingsfürster Bauernhaufens

Im  Jahr 1958 durch die Initiative des Schillingsfürster Kunstmalers Ludwig Doerfler (1905-1992)  gegründet, wird der Schillingsfürster Bauernhaufen erstmals anlässlich  der Teilnahme an einem Festumzug als „Haufen der Aufständischen“  offiziell erwähnt. Zu einer Zeit, gerade einmal dreizehn Jahre nach Kriegsende, in der die meisten Menschen sich um andere Werte mühten, beschloss L. Doerfler sich  dem Gedenken an den Bauernaufstand von 1524/25 anzunehmen.

Der ständige Kampf ums tägliche Brot, ums Überleben, war im ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert der Alltag weiter Bevölkerungskreise. Die Landbevölkerung trug nicht nur die schwere Last der körperlichen Arbeit, des Zehntes und der Frondienste,  sondern wurde nicht selten durch die Grundherren ohne Gnade ausgebeutet. Der Bauernkrieg war das Aufbegehren einer ganzen Bevölkerungsschicht, eine Revolution. Auf ihrem Höhepunkt standen in ganz Süddeutschland, der nördlichen Schweiz und Tirol Bauern und Leibeigene gegen die jeweiligen Landesherren auf. Die vorgegebene politische und kirchliche Ordnung wurde in Frage gestellt, überall brannten Burgen, Klöster und Städte. So wurde auch die Burg des Grafen zu Schillingsfürst am 20. Mai des Jahres 1525 erstürmt und gebrandschatzt. Die Anführer und Hauptleute wurden nach Niederschlagung des Bauernaufstandes hart bestraft und in Rothenburg o.d.T. gerichtet.

Um Ludwig Doerfler scharten sich ab dem Jahr 1958 immer mehr interessierte Frauen und Männer und es entstand  der Schillingsfürster Bauernhaufen. In den ersten Jahren waren die Aktivitäten noch überschaubar. Sie beschränkten sich hauptsächlich auf die Teilnahme an den, ab 1960 im 5-Jahreszykus, stattfindenden Heimatfesten und den unregelmäßig veranstalteten Lagerleben. Es wurde dabei schon immer auf eine historische Kulisse wertgelegt, so fanden die ersten Lager unter der Schlossbrücke (heute Falkenhof), im Gutshof unter dem Schleppdach (heute Parkplatz Schloßcafe) und am Brunnenhaus statt. Seit 2006 lagert der Bauernhaufen nun in der Streuobstwiese des fürstlichen Hofgartens.

Von der Bevölkerung als gerne besuchte Abwechslung zu den üblichen Festen geschätzt, entwickelten sich die Lagerleben. Beim Bauernhaufen gab und gibt es schon immer ein handgemachtes Vesper und dunkles heimisches Bier, das man ansonsten vergeblich sucht.

Die Zahl der Mitstreiter wuchs mit den Jahren ebenso die Ausstattung mit bäuerlichem Gewand, Sensen, Dreschflegeln und anderen Waffen. Schon in den Anfangszeiten wurde durch L. Doerfler darauf geachtet, authentisch in der Öffentlichkeit zu erscheinen. So waren Brillen, Schmuck und Zigaretten ein Tabu. Durch seinen umfangreichen Fundus an historischen, bäuerlichen Textilien wie Hemden und Röcke, konnten die Mitglieder entsprechend gekleidet werden. Doch wurde eine allzu verbissene Genauigkeit bei Tracht und Waffen im Feldlager unter dem Buntschuh vermieden.   Die  Anfrage nach Teilnahme an Umzügen und  anderen Festen wuchs und so war man Mitte der 70er Anfang der 80er Jahre bereits ein bekannter Bestandteil so mancher Veranstaltung in Rothenburg oder Bad Windsheim.

Im Laufe der Jahre wurden Zelte und Ausrüstung verbessert, Morgensterne und Sensen hergestellt und manch ein Schillingsfürster hat in seiner Biografie ein paar Jahre beim Bauernhaufen aufzuweisen.

 

Zum 50. Gründungdatum 2008 wurden denn größere Pläne geschmiedet. Man wollte den Gästen einmal einen Blick über den Tellerrand bieten. In den zurückliegenden Jahren  hatte man durch die Teilnahme an diversen Veranstaltungen z.B. in Aub, Rothenburg, Feuchtwangen, Bad Windsheim, Eyb, usw. erlebt, dass es eine recht vielfältige Anzahl an historischen Gruppen gab, die die Zeit des Bauernkrieges 1525 zum Leitbild gewählt hatte. So machte man sich an die Recherche und knüpfte Kontakte mit mehreren historischen Gruppen aus dieser Zeit. Mit der Schwarzen Schar aus Ohrenbach pflegte man bereits aus Rothenburger Tagen ein äußerst freundschaftliches Verhältnis. Hinzu kamen die Schwarze Schaar aus Memmingen (eine der Hochburgen im Schwäbischen Aufstand 1525) und Jaekleins Spieße aus Bad Rappenau (benannt nach dem Bauernführer Jaeklein Rohrbach), vom Rothenburger Festspiel stieß die Feldschmiede unter Volker Mahl, die Münzer und die Marketenderinnen zum Bauernhaufen und belebten das Lagerleben ganz entscheidend.

 

2005 entschieden sich die Schillingsfürster Bauern kein Haufen mehr zu sein, sondern ein eingetragener Verein werden zu wollen. Mit der Gründungsversammlung und der anschließenden Wahl gab sich der Bauernhaufen Schillingsfürst 1525 e.V. eine offizielle Führungsspitze. Erster Vorstand ist mit Markus Dürr ein „altgedienter Bauer“, sein Stellverstreter ist Roland Hasselt, beide sind seitdem unverändert in Amt und Würden.

 

 

Die Kontakte zu den genannten Gruppen haben sich über dieses Jubiläum hinaus erhalten und sind zwischenzeitlich zu einer sehr wertvollen Freundschaft der Gruppen aber auch einzelner Mitglieder untereinander geworden! So kommen die Schwarze Schaar und Jaekleins Spieße, als ihr Schwerpunkt-Fest, alljährlich nach Schillingsfürst.

Die durch diese Gruppen erstmals aufgetauchten Landsknechte brachten ungekannte Farben ins Lager, aber auch die mitgeführten Hakenbüchsen und Kanonen  taten ein Übriges, unsere Feste zu bereichern.

Der Radius der Auftritte des Schillingsfürster Bauernhaufens hat sich in den zurückliegenden Jahren ganz erheblich gesteigert. So unterstützt er das im zweijährigen Rhythmus stattfindende  „ANNO 1525“ Bauernkriegs-Lagerleben der Schwarzen Schaar in Memmingen  und den Mittelalter-Markt der Haalgschrey in Schwäbisch Hall. Mit dem alljährlichen Lager an den Reichsstadt-Tagen und seit neusten den Pfingstmontag in Rothenburg/T. und teils kurzfristig angefragten Auftritten füllt sich der Terminkalender des Haufens zusehends.